Revolutionskrieg: Erster Koalitionskrieg

Revolutionskrieg: Erster Koalitionskrieg
Revolutionskrieg: Erster Koalitionskrieg
 
Während die revolutionären Vorgänge in Versailles und Paris bei den europäischen Völkern auf große Sympathien stießen und von Dichtern, Schriftstellern und Publizisten mit großer Zustimmung kommentiert wurden, zeigten sich die Regierungen der europäischen Mächte zunächst eher zurückhaltend, wenn nicht sogar uninteressiert. Österreich, Russland und Preußen waren zudem mit der Aufteilung Polens beschäftigt.
 
Nach der missglückten Flucht der Königsfamilie im Juni 1791 und mit der Bedrohung der Monarchie in Frankreich änderte sich die Situation. Der österreichische Kaiser Leopold II., Bruder der französischen Königin Marie Antoinette, und der preußische König Friedrich Wilhelm II. bekundeten in der Pillnitzer Deklaration vom 27. August 1791 ihre Solidarität mit Ludwig XVI., machten ihr Eingreifen jedoch von der Zustimmung der übrigen europäischen Herrscher abhängig. Es war das erklärte Ziel, den französischen König wieder in seine Rechte einzusetzen.
 
Der Kriegsausbruch im April 1792, durch die Kriegserklärung der französischen Revolutionäre an Österreich verursacht, wurde von den patriotisch gestimmten Freiwilligen in Frankreich gefeiert. Das Lied der Marseiller Freiwilligen »Chant de guerre de l'armée du Rhin«, bald als Marseillaise von allen in den Krieg ziehenden Regimentern gesungen, wurde die französische Nationalhymne.
 
Gegenüber den geschulten Linientruppen der Österreicher und Preußen musste die ungeübte Revolutionsarmee anfänglich Niederlagen hinnehmen und den Rückzug antreten. Dann aber änderte sich die militärische Situation schlagartig. Nach einem ganztägigen Artil lerieduell zwischen den verbündeten Fürstenheeren und den französischen Revolutionsverbänden am 20. September 1792 bei Valmy in der Champagne gab der Herzog von Braunschweig, der Oberbefehlshaber der Interventionsarmee, am Abend den Befehl zum Rückzug, der für die Verbündeten wegen Unwetters und Epidemien zur Katastrophe wurde. Der französische Vormarsch zum Rhein führte rasch zur Besetzung von Mainz, Speyer und Worms sowie der österreichischen Niederlande (des späteren Belgiens) und Savoyens.
 
Johann Wolfgang von Goethe, der im Stab des Herzogs von Weimar den Feldzug miterlebt hatte, erkannte vielleicht die historische Bedeutung der Kanonade von Valmy, als er am Abend des Tages in mehr ironischem Ton zu seiner Begleitung sagte: »Von hier und heute geht eine neue Epoche der Weltgeschichte aus, und Ihr könnt sagen, Ihr seid dabei gewesen.«

Universal-Lexikon. 2012.

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